9, 2, 3, 2450!!!

9, 2, 3, 2450!!!

Lesedauer: ca. 12 Minuten

Heute werfen wir wieder einen Blick in die Vergangenheit und lassen unseren Pirsti von einer Session aus dem Jahre 2012 erzählen. Nicht eine einfache Session, sondern ein Roadtrip durch halb Europa inklusive richtig schöner Fische, aber das soll er euch lieber selbst erzählen:

Nein, lieber Leser, das sind nicht die Lottozahlen der letzten Ziehung und auch nicht die Nummer zu Chantal, die dir etwas Böses ins Ohr flüstert…  Nur, was will uns der Pirstinger jetzt mit diesen Zahlen sagen? Ganz einfach:  9 Tage, 2 Idioten, 3 Länder und insgesamt 2450 km Wegstrecke! Ja, verehrter Leser, richtig! Was machen wir Karpfenangler nicht alles, um einen fremden Goldbarren in den Händen zu halten. Und genau das habe ich mit meinem Freund, Angelpartner und Shopinhaber Markus, gemacht. Aber alles der Reihe nach…

Das „Hirngespinst“ rund um diesen einen See mitten in Italien, geisterte noch immer in unseren Köpfen herum. Deshalb beschlossen wir schon ein Jahr zuvor, nach über vier Jahren, noch ein Mal dieses Wasser aufzusuchen. Also wurde der Termin festgelegt und erst einmal ad acta gelegt!

Das Hirngespinst „Turano“ ging uns nicht aus dem Kopf.

Tulln an der Donau „Virgin Lake“

Dieser Zeitpunk kam immer näher und gleichzeitig war es der Termin, an dem ein weiterer, sehr guter Freund von mir (Hannes) seinen mittlerweile 39. Geburtstag feierte! „Heast is der schon alt!“. Seine bessere Hälfte Birgit lud deshalb eine kleine, aber feine Runde auf sein eigenes Gewässer zu  einer „Überraschungsgeburtstagsfischereiparty“ ein. Dieser Einladung bin ich natürlich gerne nachgekommen, handelt es sich doch um ein blitzsauberes Schotterloch mitten in den Tullner Auen nahe Wien! Ich brauche nicht extra erwähnen, dass meine Handgebauten mit im „Geburtstagsgepäck“ waren. Also, der Urlaub begann planmäßig. Die ersten, knapp 250 km gingen recht flott in meiner Tschechengranate dahin und ich konnte schon bald dem langen, alten Sack, reinsagen, wie alt er doch schon sei! Es sollte mein zweiter Angriff auf diesem Wasser werden. Beim ersten Gastspiel vor ziemlich genau einem Jahr hat mich diese Jungfrau noch nicht zum Stich kommen lassen, so beschloss ich es eben dieses mal zu tun. Hahaha, tjo… dann mach doch mal! Drei Ruten wurden in den verschiedensten Tiefen und Untergründen abgelegt bzw. rausgetaucht. Ich liebe es Montagen „persönlich“ abzulegen. So passt alles zu 100 Prozent und man sieht obendrein alles viel genauer und ist einfach mitten im Geschehen. Also gut, jetzt wurde es aber gemütlicher. Die Runde bestand aus etwa 15 Leuten, die sich allesamt kannten und es wurde erzählt, gegrillt, gelacht, mehr oder weniger große und kleine Lügengeschichten ausgeteilt und was sich dieses eigenartige Volk am Wasser eben sonst noch so zu erzählen hat. Auf alle Fälle war es wirklich großartig und extrem lustig. Doch was machen die Fische? Duli, der Seeguru, und Kono konnten am späteren Nachmittag, bzw. in den Abendstunden, jeweils einen schönen „Jungfrauenschuppler“ in die Linse halten. Beide um die 15 kg. Ja, und ich saß genau zwischendrin. In der Früh, passend mit den ersten Sonnenstrahlen, weckte mich mein MMXR, um mir einen Biss anzuzeigen, den keiner so recht haben will. Ein stattlicher Toilettendeckel, seines Zeichens Brachse mit etwa 5 kg, verleibte sich den Schneemann aus einem Speed 14er und einem Neonpopup-Selfmade ein. Der erste Virginfisch. Hurrrra, doch den wollte ich nicht. Also alles kontrolliert neu abgelegt und dann habe ich mich  wieder unter das Geburtstagsvolk gemischt. Auch der zweite Tag verlief ohne besondere Vorkommnisse und die schwarzen Fox-Teile blieben bis zum Sonntag ebenfalls still. Ja, so ist sie die Jungfrau, wieder hat sie mich abgeworfen, wieder ließ sie mir keinen Stich, vielleicht zum ersten Mal ein wenig ranschnuppern, aber der große Schlag sollte es auch dieses Mal nicht sein. Wohlwissend,  dass ich jetzt wieder 250 km nach Hause musste, um das große, das Triptackle zu packen, zog ich von dannen, mit einem breiten Grinser im Gesicht! Denn ich weiß, dass ich es wieder versuchen werde sie zu vernaschen und mit dem zweiten geilen Gefühl im Großhirn – mit dem Gefühl, dass es in spätestens zwölf Stunden ab in Richtung Italien geht, ab Richtung Roma, ab auf den mittelitalienischen Traum.

Lago del Turano

Kurz vor Mitternacht… Markus landete in meinem Hof mit dem mobilen Einsatzfahrzeug. Irgendwas hat diesen Rosenberger gestochen. Der hatte es eilig, der wollte dort hin, jetzt, sofort und auf der Stelle. Alter, so schnell hab ich noch nie das ganze Setup in ein Auto geladen. Das Geile daran war, dass man zu zweit in einem Jumper aber schon überhaupt nicht schlichten und Tetris spielen muss. Dieses beladen glich schon fast einem wilden „Hau rein“. Wuascht, der Kastenwagen war vollgepackt mit tollen Sachen, die das Leben schöner machen, und die nächsten gut 1000 km verlangten gefressen zu werden. Markus und ich wechselten uns getreu nach dem „Le Mans Prinzip“ beim Fahren ab. Zuerst an Udine vorbei, dann Venedig, Bologna, Florenz und Rom bis wir eben dieses türkisblaue Gebirgsmeer wieder zu Gesicht bekommen haben. Und es war Wahnsinn, es war ein Gefühl nach vier Jahren wieder hier zu sein, um uns auf das zu konzentrieren, was wir in unseren kranken Hirnen schon sehr lange ausgesponnen haben. Der Regen, der uns empfing, war uns zu diesem Zeitpunkt „noch“ ziemlich egal. Wir waren einfach nur überglücklich gesund und halbwegs fit am Ufer dieses Traumsees zu stehen. Nach dem Lizenzkauf und dem obligatorischen Plauscherl mit Rita, der „Grande Carp-Dame“ ging es ab auf unseren Platz, den wir auf alle Fälle beangeln wollten. Unser Ziel: Vor der Halbinsel zu angeln, wo bei optimalem Wasserstand die Wiesen überschwemmt werden, die Karpfen schon längst auf uns warten und wir mit zwei 30er Murmeln am HaaraarHhg9 nur noch die Großen von den Kleinen ausselektieren müssen! Fuck OFF…! Der Wasserstand war das Einzige, was so halbwegs in unsere Story passte. Fische haben wir beim ersten Seitenblick kaum gesehen und erst jetzt wurde uns so richtig bewusst, dass es vom Himmel runterpisste. Im Klartext, Tackle für die vermeintlichen 8 Tage etwa einen halben Kilometer bei starkem Regen zu tragen, bzw. mit dem Trolly zu ziehen… und das auf wild bewachsenen Wiesen. Alter,  war das eine Scheiße. Das Lager aufzubauen war unter diesen Umständen wirklich eine extra harte Nuss. Nach gefühlten 48 Stunden haben wir es aber doch geschafft und ich frage mich jetzt beim niederschreiben dieser Story: „Haben sie dich als Kleinkind ein- oder zweimal fallen gelassen?“. Wozu macht man so etwas? Wofür fährt man Tausende Kilometer quer durch Mitteleuropa und schleppt eine halbe Tonne Zeugs und Futter  auf einen Platz an ein Ufer? Um einen Fisch zu fotografieren?!?  Egal, du lieber Leser weißt es,  genau so wie ich und Markus. Weil es geil ist und am Wichtigsten ist´s, dass es geil ist! Die sechs Ruten wurden so  aufgeteilt, dass wir eigentlich alle Fische, die in die Bucht reinzogen, abfangen sollten. Wir angelten in Tiefen von 0,8 m bis 6 m. Gefüttert wurde mit 30er und 20er Murmeln von Aquaborne und 26er Kugeln von Dynamite Baits, inklusive Micropellets und Maisschrot, um die Plätze noch attraktiver zu gestallten. Denn eines war klar, wir mussten bei der Erstfütterung richtig Rabatz veranstalten, um die Karpfen, die definitiv noch nicht da waren, auf unser Futter aufmerksam zu machen. Jetzt, wo alles erledigt war, zeigte sich auch rotzefrech wieder der Glutball am Himmel. Schön ist´s da, wenn uns der See einmal nicht mit dem Arsch ins Gesicht fährt. Eine gehörige Mütze Schlaf, die wir uns angesichts der Tatsache, dass wir seit über einen Tag auf Achse waren und uns zum Idioten geschleppt haben auch redlich verdient haben, war angesagt. Ich war mir sicher, dass ich in den nächsten 10 Stunden keinen Alarm brauchte. So war es Gott sei Dank auch. Wir schliefen über 15 Stunden durch und waren dann doch ein wenig beunruhigt, als wir doch sehr ausgeschlafen wieder zu uns kamen.

Sie waren unser täglicher Begleiter.

Aufgeweckt und voller Tatendrang warteten wir, nach einem perfekten Männerfrühstück, nun hinter unseren Ruten auf den ersten Fisch dieses Trips. Der ließ aber sehr lange auf sich warten. Erst am zweiten Tag in der Früh bekam ich den ersten Biss. Nach einem kurzen und unspektakulären Drill, landete ich meinen, für diesen Trip ersten Italiener mit etwa 6kg. Na bitte, ein Anfang. Kurz nach Sonnenaufgang rannte die nächste Rute ab und der nächste Schuppmann landete sicher in den Maschen des Keschers. Dieser war jedoch noch etwas kleiner als der Erste. Es soll kein Geheimnis sein, dass wir wegen solcher Fische nicht hierher gefahren sind. Die Köder lagen jetzt seit knapp zwei Tagen und alles, was sich bis dahin getan hat, waren 4 Bisse und 2 Fische, denn Markus verlor einen Fisch und auch ich verlor einen kurz nach der Aufnahme. Jetzt war guter Rat teuer. Wir beschlossen, uns Zeit bis Donnerstagmorgen zu geben. Wenn bis dahin nicht wirklich mehr Zählbares herausgeschaut hat, werden wir das Wasser wechseln.  Diesen Gedanken hat der See, denke ich, gehört. Muss so sein, denn was in den nächsten und zugleich letzten 24 Stunden dort passiert ist, hätten wir so nicht wirklich gedacht.

Zwei Bomben zum Abschied

Am Mittwochnachmittag, nach einem guten Rindersteak, Nudeln und einem guten Tropfen Wein, piepste wieder Mal der Delkim von Markus ganz unmotiviert. Die Motivation wuchs aber zusehends und es entwickelte sich ein richtig schöner Abzug. Markus stand wenige Zeit später mit dem krummen Prügel am Ufer und nahm das Gefecht an. Er und auch der andere aus dem Ösiland ahnten aber nicht, was da kurze Zeit später in den Maschen liegen sollte. Nach einem Hammerdrill und unzähligen Fluchten entpuppte sich das Monster aus der Tiefe als ein Graser. Jedoch war Graser  ein Hilfsausdruck. Das war ein „Graser-Esel“. Ein Monster mit weit über 25 kg. Alter Verwalter, waren wir baff, als diese extra delikate Wurst in voller Pracht auf der Matte lag.

Alter war das ein Brett von Amur.

Jeder, der schon mal so ein Tier in dieser Größe gehalten hat,  weiß, wie schwer das ist. Wir konnten unser Glück kaum fassen! Für Markus war das Ding gegessen. Wir haben zu diesem Zeitpunkt bereits beschlossen,  dass wir Donnerstagmorgen wieder Richtung Norden aufbrechen. Also war für mich noch etwa 12 Stunden Zeit, einen Fisch im zweistelligen Bereich zu verhaften. Doch, mach das mal auf Ansage! Gegen Abend beschlossen wir die ersten Sachen wieder retour zum Fahrzeug zu tragen und den Rest in der Früh mit dem Boot zu überstellen, da gegenüber ein guter Platz war, um das Auto zu be- und entladen. Aber es muss ja wieder nicht normal zugehen… Denn genau wie ich das dritte Mal unterwegs zum Auto war, hat sich der Kollege da oben gedacht, dass die zwei Deppen ja noch keinen Hagel auf diesem See hatten… Das war ganz geil so als die Körner auf uns einschlugen. Mir war es egal, es konnte eigentlich nur noch besser werden… Gesagt, getan! Nachdem wir uns relativ früh schlafen legten, um am nächsten Morgen fit zu sein, war es für mich kein Problem den Sprint zur um Hilfe schreienden Rute um halb vier Uhr Morgens zu starten. Und im gleichen Moment, als ich die Rute anhob, meinte der Fisch, dass er noch immer Meter in die Gegenrichtung machen musste. Konnte er ohnehin… Ich hatte Zeit und Platz war auch Ende Nie. Ich wurde etwas nervös, als ich merkte, dass der Fisch am Grund kleben blieb. Das wird doch wohl nicht der erste Siluro sein, der hier von einem Österreicher gefangen wird? Ich beschloss die letzten Züge im Boot zu machen. Das war auch gut so, denn Markus befreite meinen Marker aus der Mono und meine andere Schnur, die der Fisch auf seinen Höllentrip mitnahm. Jetzt konnte ich ihm wieder besser, und vor allem sicher, entgegenhalten und ihn auch mal überreden vom Grund etwas heraufzukommen. Was ich dann im Schein der Stirnlampe sah, war kein alltägliches Bild. Oida, war der groß! Kein Siluro, kein Amur oder gar ein Fahrrad… Nein, ein Schuppenkarpfen, cyprinus carpio! Genau diese Bombe, für die wir diese Tour auf uns genommen haben. Will irgendjemand wissen, was in diesem Boot nach dem Schließen der Keschermaschen los war? Harrrharrrharrr… Gott sei Dank habe ich Ohren, sonst würde ich noch immer rundherum lachen. Ein 700 Hektar großer Gebirgs-Stausee, mitten in der Provinz Rieti…  und so ein Fisch im Kescher. Ja, liebe Leser, jetzt war auch für mich das Ding hier gegessen. Ich hielt meinen Traum in den Händen. Ein 25+ Fisch auf diesem Wasser.

Ob jetzt die 30er Mussel&Shrimp mit dem passenden Popi in 24mm Schuld dran hatten oder nicht, ist mir im Nachhinein ziemlich „Plunzen“. Wir waren fertig, wir haben die Fische, die wir fangen wollten gefangen und somit die Reise doch noch genau so abschließen können, wie wir es uns erträumt haben. Leider konnten wir nicht an die Fangerfolge des letzten Trips anschließen, da die Fische einfach nicht da waren, doch war es trotzdem wieder die Reise wert. Und so, denken wir, haben wir das Richtige gemacht, packen und machen uns auf den Weg, auf den Weg nach Slowenien.

Smartinsko Jezero

Also, rein in den Bus und die nächsten  850km runterspulen. Das Ganze, wenn geht noch recht flott und zügig! Wir wollen ja schließlich heute noch den neuen Platz am neuen Wasser beziehen, Spodding machen und die gefundenen Plätze auch gleich unter Futter stellen. Also, das Ganze wieder rückwerts. Roma, Florenz, Bologna, Venedig, dieses Mal nicht Udine, sondern Triest. Dann Grenze Italien-Slowenien, vorbei bei Laibach, ein kurzer Stau von etwa einer Stunde (wäre sonst viel zu gut gegangen) und schon waren wir dort, wo unser Trip durch Europa weitergehen sollte. Am slowenischen Cassien. Gehört hab ich schon ein wenig von dem angeblichen Supersee, jetzt musste ich mich auch damit auseinandersetzen. Zwei Ruten, kein Auslegen mit dem Boot und Angeln in einer Nachtangelzone oder Tagesangelzone. Wir beschlossen in die Tagesangelzone zu ziehen. Um etwa 21 Uhr desselben, noch immer sehr aufregenden Tages, bezogen wir unseren neuen Platz, den wir mit Hilfe unserer Boote erreichten, stellten erneut das Zelt auf, richteten uns ein und montierten alles für den morgendlichen Angriff. Die Plätze wurden noch im Dunkeln gesucht und vermeintlich gefunden, markiert und gleich mal mit ordentlich Futter versehen.

Vollattacke, mit dem Futter wurde nicht gespart!

 Gegen Mitternacht fielen wir ins Bett. Tagwache war um halb Vier. Ich hätte mir gedacht, als ich den Wecker hörte, Time Out… ich muss kotzen. Beinhart knüppelte der angebissene Apfel in unseren Gehörgang rein um uns zu verkünden, „jetzt dürft´s angeln“????. Von 4 Uhr bis 22 Uhr ist es erlaubt, in der Tagesangelzone seine Fallen zu präsentieren. Dann stehen wir eben auf, rein in die Wäsche und raus mit den Montagen. Um kurz nach 4 Uhr war der Spuk vorbei und die zwei Helfer aus dem Nachbarland krochen nochmal in den noch lauwarmen Schlafsack. Wir hatten Glück, denn die Schleimbolzen hatten bis zum späten Vormittag ein wenig Mitleid mit uns und ließen uns ungestört schlafen. Doch um kurz vor Mittag war es dann vorbei mit dem „Schweigen der Delkims“. Markus konnte nach einem kurzen, beherzten Drill einen mächtigen Spiegelkarpfen von etwa 2 kg landen und schrieb sich somit als erster Fänger in Slowenien ein. Trotzdem ein wichtiger Fisch für uns, wussten wir doch, dass Fische vor Ort waren und wir nicht ganz im Dunklen herumirrten. Eine Befürchtung hatte dieser Herr Rosenberger aber, er hatte so das Gefühl, dass die Kollegen gerade beim fi**** sein könnten. Wir wußten es nicht genau, jedoch passte die Zeit perfekt dafür. Naja, einen Fisch hatten wir ja schon am Habenkonto, oder doch mehr? Klar, denn Markus fing kurze Zeit danach den nächsten Fisch und dieses Mal sogar auf der zweiten Rute. Passt doch eh alles, dieser stramme Milchner, um den zweistelligen Bereich, hatte zwar genügend „Lebenssaft“ in sich, den er uns auch schön auf der Matte verteilte, doch waren wir guter Dinge, dass es nun auch mit den Größeren klappen könnte.

Der zweite „Jugoschuppler“ zugleich auch der Ankünder für die Großen?

Waren wir… bis wir um 22 Uhr die Montagen wieder einkurbelten… ohne weitere Aktion. Ein altes Sprichwort besagt: „Bevor du die Kuh melken willst, musst du sie füttern“. Und genau das taten wir noch vor dem Schlafen gehen. Wieder fiel Futter auf die von uns gewählten Stellen, die bei Markus ja schon funktionierten. Bei meinen Plätzen war ich noch nicht so sicher, befischte ich doch einen sehr unscheinbaren Platz, eigentlich ohne jegliche Struktur im Wasser. Es war eine Stelle in 8,5 Metern Tiefe, lange nach der Kante- also Freiwasser. Und die zweite Stelle, die klassische Randkante, etwa in 50 Meter Entfernung. Zweiter Morgen, gleiches Spiel. Auf um halb vier, Ruten raus und retour in die waagrechte Position. Wieder gut geschlafen… jedoch zu gut! Sind sie etwa doch mehr als gedacht im Liebesgeschäft? Ich begann zu zweifeln, jedoch etwas vermessen, wenn man zwei Tage zuvor am Spaghettisee einen Wunderfisch in die Linse gehalten hat.

Warten, das tägliche Geschäft am Wasser.

 Doch wollte auch ich hier meinen Blankfisch fangen. Und wenn es auch nur so´n Kleiner wäre. Leute, jammern hilft, glaubt mir! Um zehn vor zehn bekam auch ich meinen ersten Biss auf einem Seed X 20er Sinker und einem Popup-Maiskorn von, no na Aquaborne. Hui, und dann ging es dahin! Dieser See hat die unangenehme Eigenschaft, wie der Cassien, dass hier sehr viele Bäume einfach geschnitten wurden und dann das Wasser aufgestaut wurde. Und genau in solch einem, nicht entwurzeltem „Totalscheiß“ hing ich schon etwa 15 Meter nach der Rutenspitze. Ein Wahnsinnsdrill zeichnete sich ab. Gefühl gleich Null. Ich spürte nur, dass „der“ gegenüber noch am Haken hing. Mehr nicht. So versuchte ich den Anbiss nachzustellen, rückzuverfolgen und die Schnur so auszufädeln, wie sie vermeintlich reingezogen wurde und es passierte das, was ich nicht für möglich hielt. Der Fisch war plötzlich frei und ich konnte ihn jetzt ausdrillen. Danke nochmal Markus für die Mithilfe am Wasser! Als er dann beim ersten Mal „Hallo“ sagte, wurden wiedermal die Knie weich. Diesen Schub durch die Blutkanäle kannte ich. Etwa so wie vor 2 Tagen. Wieder so ein Büffel von Schuppengetier, wieder so eine riesige Flanke, wieder ein Schuppi, der die für mich immer noch Magische 20er Grenze überschreiten könnte. Markus  und ich konnten es nicht glauben! Wir tanzten wieder den Freudentanz, den Bootsboogie des Karpfenglücks sozusagen. Die Abwaage bestätigte unsere Vermutung- Der Fisch sprengte wieder die Zwanzig-Plus-Marke deutlich. Der erste Fisch im benachbarten Süden! … und dann so ein Exemplar.

Der nächste Übergewichtige!

Geil, Geil, Geil… Spiel, Satz und Sieg! Ich war fertig! Ich habe bei diesem Trip mehr gefangen, als ich in meinem kranken Hirn jemals ausgebrütet habe. Ein unglaubliches Gefühl von Freiheit, Glückseligkeit, Zufriedenheit und, ach! Was weiß denn ich was ich da noch alles gefühlt habe! Es war einfach unbeschreiblich… Mein werter Mitstreiter meinte trocken: „Also braucht man nur jammern!“ Es sah so aus. Ein bisschen meckern und hier und da mal herumzicken und das mit dem Fischefangen funzt dann von selber. Nach diesem Kapitel durfte der sogenannte Manöverschluck nicht fehlen. Herrlich, eine Stille machte sich über den See breit, die Grillen sangen ihr Lied und die frische Luft wirbelte durch Körper, Geist und Seele  Ja… wir sogen das Lebensgefühl auf wie eine trockene Sandwüste den Regen. Das Einschlafen fiel an diesem Tag besonders leicht. Auch das Aufstehen war dieses Mal ein Kinderspiel, mit dem Wissen mehr oder weniger gerade eben einen slowenischen Mega-Schatz gefunden zu haben. Kurz nachdem die Fangeisen wieder scharf waren, lief meine Kantenrute ab. Ein weiterer Schuppmann wurde zur Rede gestellt. Dieser jedoch darf aber noch ein paar Jährchen wachsen, doch legte auch er einen filmreifen Cumshot hin, der uns wieder signalisierte, dass es Laichzeit ist.Das Frühstück schmeckte- Rühreier mit Mamas hausgemachtem Hamburgerspeck, klasse Kaffee und Prosciutto mit italienischem Weißbrot. Anglerherz, was willst du mehr? Für mich war klar – dieser See wird genauer unter die Lupe genommen. Markus besitzt ohnehin die Jahreslizenz und auch ich werde sie mir im nächsten Jahr gönnen.  Es folgten noch zwei weitere Schnellspritzer der Drei-Kilo-Klasse.

Ein Schnellspritzer der halbstarken Seite!

Am letzten Tag vor der Abreise reizte mich noch eine Sache: Ich wollte unbedingt in das Schongebiet fahren, welches sich etwa 1 km von uns entfernt befand. Ich ruderte mit meinem 180er Plastimo, bewaffnet mit der EOS dorthin, um herauszufinden, was es mit dem Schauspiel „Laichen“ wirklich auf sich hatte. Und ja, werter Leser, plötzlich befand ich mich mit meinem überdimensionalen Schwimmreifen mitten in einem Karpfen-Gang-Bang. Ich habe solch ein Schauspiel schon an mehreren Seen miterlebt, doch selten konnte ich so große Exemplare bei der gegenseitigen „Begattung“ zusehen. Eines war jetzt aber vom Tisch- Die Frage, ob sie nun mitten drin sind oder nicht. Markus hatte es befürchtet, ich habe es bestätigt. Auf alle Fälle waren es die gefühlten 7 Millionen Ruderschläge wert, dieses Liebesschauspiel anzusehen.

Aufbruch

Es war Zeit die Segel zu streichen. Zeit, das ganze Klumpert zusammen zu packen.  Zeit, unsere Frauen wiederzusehen.  Zeit, die letzten 150 km in Angriff zu nehmen.  Zeit, diesen Trip zu beenden –  einen Trip, den wir so schnell nicht vergessen werden! Was bleibt ist die Erinnerung an unglaublich intensive Tage, an superschöne Fische in Italien, sowie auch in Slowenien. An eine enge Freundschaft, die sehr viel Wert hat und noch lange halten soll und wird. Außerdem bleiben die vielen lustigen Stunden am Wasser, im Zelt, im Boot, am Tisch beim Essen oder beim Würfelspiel. All das ist es, warum dieser Trip nicht nur einfach ein Trip war. All das war der Trip 9, 2, 3, 2450 –  ein Trip mit wahrlich sehr vielen Emotionen, Eindrücken und einer Wegstrecke der Superlative.

Stay tuned und tight lines,
Pirsti

Eine Meinung zu “9, 2, 3, 2450!!!

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