Frühling in den Donau-Auen von Raphael Gasser
In den letzten Jahren verbrachte ich viel Zeit an den glasklaren, verkrauteten Schottergruben in meiner Gegend – Fische, auch richtig dicke, gab es dort reichlich. Als Kontrast dazu zog es mich Jahr für Jahr an die wilden Stauseen des Südens. Nach einem solchen Trip, sehnte ich mich auch Zuhause nach der Natur und der Ruhe die ein solches Gewässer ausstrahlt. Irgendwann nahm die Sehnsucht nach etwas Neuem, etwas Großem, etwas Wildem, die Überhand und ich kehrte den kleinen Privatpools den Rücken.
Ich verschrieb mich der großen, blauen Donau und deren beinahe unzugänglichen Nebengewässern!
Ein erstes Abtasten
Für 2018 hatte ich mir einen neuen Abschnitt der Donau vorgenommen – der Hauptstrom fließt etwas langsamer, als dies in meinem alten Revier der Fall war und die Nebengewässer sind schwer zugänglich, außerdem ist der Aufenthalt im Revier nur bei Tageslicht gestattet.
Durch den Kälteeinbruch Mitte Februar startete ich erst sehr spät in das neue Angeljahr. Zwar wagte ich bereits Mitte März die ersten Anläufe in den Altarmen, doch Karpfen konnte ich zu dieser Zeit noch keine fangen, einzig ein paar riesige Döbel konnte ich auf der Habenseite verbuchen. Ich verbrachte einige Stunden auf Google Maps, um mir später die erfolgsversprechenden Spots vor Ort anzusehen.
Frühlingserwachen
Anfang April kam dann endlich der langersehnte Temperaturanstieg und die Wassertemperatur schnellte in den flachen Altarmen nach oben. Die kleinen Weißfische kamen jetzt so richtig in Fahrt und ich stellte meine Rigs sowie mein Futter um, um es ihnen nicht zu leicht zu machen. Mit den wärmeren Temperaturen wechselte ich an einen Angelplatz, den ein guter Freund entdeckte. Von diesem aus konnte ich einerseits einen etwas tieferen Bereich befischen, andererseits erspähten wir auf Google Maps eine Flachwasserzone, auf welcher sich später im Jahr ein Teppich aus Seerosen ausbreiten würde. Perfekt zum Karpfenangeln.
Um das Gewässer zu erreichen war erstmal ein Fußmarsch auf einer kleinen Schotterpiste durch den dichten Auwald angesagt, auf dem nicht nur einmal Rehe und Hirsche meinen Weg kreuzten. Die letzten paar hundert Meter ging es runter vom Schotterweg und ich kämpfte mich auf einem Wildpfad, bis hin zum Angelplatz.
Ein traumhaftes Fleckchen Erde: Fuchs und Hase besuchten mich dort fast täglich, Eisvögel flogen umher und in den Abendstunden wurden die Stille und der Vogelgesang vom Brummen der Massen an Maikäfern übertönt. Ich konnte miterleben wie die Natur aus dem Winterschlaf erwachte und sich die Pflanzenwelt in ein sattes Grün warf.
Während der ersten beiden Shortsessions konnte ich leider noch keinen Fisch überlisten, jedoch ging ich weiter regelmäßig Fischen und brachte am Heimweg jedes Mal etwas Futter ein. Dies machte sich bezahlt, denn mit der Zeit stellten sich die Bisse ein und zwei Fische am Tag waren keine Seltenheit mehr. Alle Fische waren brutale Kämpfer, weswegen ich leider auch 1-2 Fische im Schilf und Holz verlor.
Robust, qualitativ & unkompliziert
Um der Vielzahl an Hindernissen in den Altarmen der Donau zu trotzen, vertraue ich starken ummantelten Vorfächern in Kombination mit dickdräthigen Haken. Diese binde ich mit einem kleinen Rigring am Schenkel und einem Aligner Stick auf dem Hakenöhr zu einem Blowback-Rig. Um auf Nummer sicher zu gehen, dass der Haken nicht von Seerosenstängel oder anderem Gelump blockiert wird, platzierte ich keines meiner Rigs ohne PVA-Stick, oder Bag. Mit dem PVA warf ich eine Rute jedes Mal blindlings in das aufgehende Seerosenfeld, die andere Rute schlenzte ich vor den Schilfgürtel am anderen Ufer – vor allem die Rute in den Seerosen erwies sich als echter Bissgarant!
Mein Futter bestand zu dieser Zeit vorwiegend aus einer etwas abgeänderten Version unserer Wonderfruit Boilies und Partikel, welchen ich mit Compound T den letzten Schliff gab.
So konnte ich dieses Jahr bereits einige schöne Fische zum Landgang überreden. Auch wenn sich so mancher denken mag, „was der denn mit seinen Mini-Schuppler will“ – für mich ist das das richtige Fischen!
Ich freue mich zu sehen Raphael, dass es noch Karpfenangler der jüngeren Generation gibt, die verstehen um was es beim Karpfenangeln eigentlich wirklich geht. Du zählst hier wohl zu einer Ausnahme in der heutigen Zeit. Liebe Grüße aus Graz, Andreas Karrer
Servus Andi! Danke für die netten Worte – freut mich zu hören!
Liebe Grüße Raphael